«Ich habe leider keine Ahnung, was "jüdischer Humor" genau ist, obwohl
ich immer wieder höre, ein Vertreter davon zu sein. Diese Wahrnehmung
ergibt sich wohl aus der simplen mathematischen Funktion, dass ich
Jude bin sowie mitunter lustige Sachen von mir gebe. Dann glaubt man,
"jüdischen Humor" vorgefunden zu haben und in mir einen Beweis dafür,
dass es ihn gibt.»
So wehrte sich der 45-jährige Zürcher Autor Thomas Meyer im Tages-
anzeiger gegen das verbreitete Klischee, nachdem er mit seinem ersten
Roman, «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse»,
einen Überraschungsbestseller gelandet hatte; ein Grosserfolg, der mit
der Verfilmung des Werkes wiederholt wurde, die auch in Heerbrugg
rekordverdächtig lange lief. Und Meyer war klug genug, seinen zweiten
Roman in ganz andere thematische Gefilde zu lenken, ins preussische
Potsdam des Jahres 1716 nämlich, wo ein eher kleinwüchsiger König
seiner Leidenschaft frönt, mit allen Mitteln eines absolutistischen Despoten
ein Regiment aus Riesen zusammenzutrommeln. Dass das wieder sehr
lustig ist und nicht ohne sprachliche Schrullen – aber fast ganz ohne Juden –
abgeht, versteht sich.
Im September 2019 ist Meyers dritter Roman erschienen, der eine Wieder-
begegnung mit Motti Wolkenbruch bringt.
Werke (Auswahl):
Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse. Roman.
Salis, Zürich 2012 (Taschenbuch bei Diogenes)
Rechnung über meine Dukaten. Roman. Salis, Zürich 2014 (Taschen-
buch bei Diogenes)
Wäre die Einsamkeit nicht so hilfreich, könnte man glatt daran verzweifeln.
144 Einsichten. Salis, Zürich 2015
Trennt euch! Ein Essay über inkompatible Beziehungen und deren wohl-
verdientes Ende. Salis, Zürich 2017 (Taschenbuch bei Diogenes)
Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin. Roman. Diogenes,
Zürich 2019
Einführende Worte spricht Dr. Meinrad Vögele.
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