Jenny Erpenbeck wurde 1967 in Berlin geboren, wo sie heute noch als Schriftstellerin und Regisseurin lebt. Erpenbeck, die aus einer Schriftstellerdynastie stammt, verankert stets individuelle Schicksale im Zeitgeschehen.
Ihr Flüchtlingsroman „Gehen, ging, gegangen“ stand 2015 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Exemplarisch bringt die Autorin uns mit diesem Buch verstörende Flüchtlingsschicksale näher. Dass dies kitschfrei gelingt, liegt an Erpenbecks fundierter Recherchearbeit und einem feinen Gespür für die richtige Tonlage.
Mit „Heimsuchung“ (2008) und „Aller Tage Abend“ (2012), die weniger mediale Beachtung fanden, hat Erpenbeck aber stilistisch raffiniertere Bücher geschrieben. In „Heimsuchung“ wird ein Stück Land an einem märkischen See zum Kreuzungspunkt vieler Lebensläufe. In zwölf Episoden wechseln die Besitzer eines Hauses, so wie die politischen Systeme in Deutschland wechseln. „Heimsuchung“ handelt von Vertreibung, Enteignung und Vernichtung sowie von der Sehnsucht nach einem Stück Heimat. Auch in „Aller Tage Abend“ brechen historische Ereignisse des 20. Jahrhunderts mit ihrer ganzen Gewalt in das Leben der Figuren ein. Melancholisch erzählt hier Erpenbeck von fünf möglichen Lebensentwürfen und Toden ihrer halbjüdischen Protagonistin.
Romane (Auswahl):
- Gehen, ging, gegangen. Knaus Verlag, München 2015
- Aller Tage Abend. Knaus Verlag, München 2012 (Taschenbuchausgabe btb 2014)
- Heimsuchung. Eichborn, Frankfurt/M. 2008 (Taschenbuchausgabe btb 2010)
Einführende Worte spricht Dr. Meinrad Vögele.
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